Als ich vor ein paar Jahren mit dem Investieren begann, fühlte sich vieles richtig an. Ich hatte die Basics gelesen, erste ETFs gekauft, regelmäßig etwas zurückgelegt. Es lief. Aber was ich nicht hatte, war ein Plan, der über das „Ich weiß, ETFs sind gut“ hinausging.
Warum ich mir einen Plan geschrieben habe
Ich handelte, weil ich überzeugt war. Oder neugierig. Oder verunsichert. Und das obwohl ich einige Bücher gelesen, sehr viele YouTube Videos konsumiert oder selbst Backtests von verschiedenen Asset Allocations, ETF Auswahlen oder Analysen von Einzelaktien durchgeführt hatte.
Ich wechselte Strategien, wenn mir eine neue spannender erschien. Ich verkaufte mal aus Panik, mal aus Übermut. Und manchmal einfach nur, weil ich nichts aufgeschrieben hatte, das mich davon abgehalten hätte.
Hier vielleicht auch nochmal für Dich die etwas detailliertere Historie.
Mit der Zeit wurde mir klar:
Wenn ich diszipliniert bleiben will, brauche ich ein schriftliches Fundament.
Einen Kompass, der auch dann noch greift, wenn die Märkte laut werden – oder mein Kopf.
Eine Richtlinie für mich selbst.
Und genau das ist (m)ein Investment Policy Statement.
Was ist ein IPS eigentlich?
Ein IPS – kurz für Investment Policy Statement – ist eine Art persönlicher Leitfaden für deine Geldanlage. Ursprünglich kommt das von institutionellen Vermögensverwaltern. Stiftungen, Family Offices oder Pensionsfonds. Der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes hat das beispielsweise transparent auf seiner Website als Anlagerichtlinie des BVV detailliert dargestellt. Es wurde durch das amerikanische bogleheads Forum, das sich intensiv mit Geldanlage beschäftigt, auch für den Privatanleger popularisiert.
Es definiert, warum du investierst, wie du investierst und was du im Zweifel besser lassen solltest.
Ein IPS schützt dich nicht vor Verlusten.
Aber es schützt dich davor, auf die falschen Verluste emotional falsch zu reagieren.
Es ist kein Vertrag, kein Gesetz, keine Regel, die dich einsperrt.
Es ist ein Dokument, das dir hilft, in unruhigen Zeiten ruhig zu bleiben, weil du dich daran erinnerst, warum du tust, was du tust.
Ein IPS ist ein schriftlicher Plan für deine Geldanlage. Es definiert deine Ziele, deine Risikotoleranz, deine Anlagestrategie – und hilft dir, in turbulenten Zeiten diszipliniert zu bleiben. Kein Vertrag, keine Garantie – aber ein Kompass für rationale Entscheidungen.

Wie ich mein IPS erstellt habe
Ich habe mich hingesetzt, nicht mit Excel, sondern mit einem Texteditor. Und ich habe mich gefragt:
- Was ist mein Ziel?
- Wie viel Risiko halte ich realistisch aus – nicht theoretisch, sondern emotional?
- Welche Strategie passt zu mir? (Asset Allocation, Risiko-Rendite, ..)
Nicht alle Antworten kamen sofort. Manche habe ich aus meinem bisherigen Verhalten rekonstruiert, andere aus meinen Fehlern gelernt. Vermutlich lassen sich manche Punkte ohnehin erst im Rückblick vollständig beantworten, denn die Zukunft kennt niemand.
Ich habe mir außerdem Fragen gestellt, die ich sonst eher verdrängt hätte:
- Was mache ich, wenn mein Depot 40 Prozent fällt?
- Wie lange will ich das durchziehen?
- Was darf in mein Portfolio, und was bleibt draußen?
Und das auf Papier zu haben, war etwas beruhigendes. Keine Ungewissheit oder Unsicherheit. Ein Plan. Ich hatte keine (leider) neue Strategie entdeckt. Ich hatte einfach das, was in meinem Kopf oft diffus war, endlich aufgeschrieben.
Was jetzt drinsteht
Ich habe mein IPS in sieben Abschnitte unterteilt. Und jeder davon hilft mir, meine Anlageentscheidungen in einem klaren Rahmen zu treffen:
- Ziel: Aufbau eines inflationsbereinigten Kapitalpolsters von mindestens 500.000 € bis zum Alter von 60 Jahren. Daraus soll eine Ausschüttung von 2–3 % jährlich (also 10.000–15.000 € real) finanziert werden – für finanzielle Gelassenheit.
- Risikotoleranz: Temporärer Rückgang von etwa 50 % emotional tragbar.
- Asset Allocation: 80 % Aktien, 5 % Kryptowährungen, je 7,5 % in P2P-Kredite und Gold. (Details dazu im Artikel zur Asset Allocation.)
- Rebalancing: Zweimal jährlich: Ende April und Ende Oktober, unabhängig von Marktsentiment.
- Was ich nicht mache: Keine Einzelaktien, kein Markttiming, keine Rohstoffe mit strukturellem Rollverlust.
- Review: Jährliche Überprüfung des IPS im Dezember. Änderungen nur bei geänderten Lebensumständen – nicht aus kurzfristiger Nervosität.
- Persönliche Nachricht:
„Ich hoffe, es reicht.
Und wenn nicht: Ich hoffe, du hattest trotzdem einen ruhigen Schlaf – auch in den schlechten Jahren.“
Warum du auch eins schreiben solltest
Ein IPS klingt vielleicht trocken. Und zugegeben: es ist keine spannende Börsenstrategie oder ein „Get-rich-quick-Schema“, aber es ist das stille Rückgrat deiner Geldanlage. Würdest Du einen Job ohne Arbeitsvertrag annehmen? Vermutlich nicht. Warum also ohne Plan investieren? Ein IPS kann dafür sorgen, dass du nicht alles wieder über den Haufen wirfst, nur weil es irgendwo kracht. Es erinnert dich daran, dass du einen Plan hast, und warum dieser Plan zu dir passt.
Wenn du weißt, wo du hinwillst, brauchst du keinen Hype. Du brauchst kein neues PDF von irgendeinem Finfluencer. Du brauchst dich selbst. Und das, was du dir vorher überlegt hast. Ein Investment Policy Statement erstellen könnte dir eine höhere Rendite bescheren als Du vielleicht zunächst vermutest.
Und jetzt?
Ich habe mein vollständiges Investment Policy Statement hier veröffentlicht, damit du siehst, wie sowas aussehen kann. Nicht als Vorlage zum Kopieren, sondern als Einladung, dein eigenes zu schreiben.
Und wenn du Fragen hast oder gerade an deinem eigenen IPS schreibst:
Meld dich gern. Ich bin gespannt, was du dir über dich selbst sagst, wenn du’s mal aufschreibst.
📌 Disclaimer
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